Meine persönlichen Gedanken zu Perry Rhodan 3000

Für viele Science-Fiction-Fans in Deutschland ist heute ein großer Tag. Denn die weltgrößte SF-Heftserie feiert heute das Erscheinen ihres 3000. Romans. Ja, heute erschien Perry Rhodan Heft Nummer 3000. Man muss sich die Zahl auf der Zunge zergehen lassen. Dreitausend Hefte Perry Rhodan. Seit dem 8. September 1961 ohne Unterbrechung jede Woche ein Heft. Als diese Serie startete, war ich noch lange nicht geboren und meine Mutter, seit einiger Zeit in Rente, gerade eingeschult worden (Mein Vater – zeitweise selber begeisterter Leser – ist schon lange tot). Natürlich wurde darüber schon viel geschrieben und über die Bedeutung und Interpretation der Serie und ihres Inhaltes sollen andere diskutieren. Denn das Perry Rhodan Jubiläum hat für mich eine eigene persönliche Bedeutung und über diese möchte ich heute ein paar Zeilen schreiben.

Es war im Herbst 1989, also vor knapp dreißig Jahren, als ich mit meinen Eltern einen für mich eher öden Urlaub an der Costa Brava verbrachte. Ich war gerade 12 Jahre alt geworden und das Geplansche im Wasser, das mir in den Jahren zuvor immer sehr viel Spass gemacht hatte, begann mich allmählich zu langweilen. Aus Langeweile betrat ich dann auch einen Kiosk am Strand, der in der „deutschsprachigen Ecke“ neben Zeitungen und Magazinen einen ganzen Stapel einer Science-Fiction-Heftserie namens „Perry Rhodan“ beherbergte. Schließlich kaufte ich einen Roman aus diesem Stapel mit dem Titel „Das Geschenk der Zeitreisenden“.

Bevor jetzt neugierige Leser in der Perrypedia nachschlagen müssen: Es handelte sich dabei um Roman Nr. 310 in der fünften Auflage. Allein schon das Cover, auf dem ein irdischer Soldat sich gegen fiese Außerirdische wehren musste, während im Hintergrund ein riesiges kugelförmiges Raumschiff startete, hatte alles, was ein Zwölfjähriger von Science-Fiction erwartet: Action, Abenteuer, Spannung. Jedenfalls habe ich mich von diesem Moment an in dem Urlaub nicht mehr gelangweilt und als wir wieder mit dem Auto nach Hause fuhren, befand sich der Stapel des Kiosks in meinem Besitz.

Wieder zu Hause angekommen, wurde ich gleich Stammleser der ersten Auflage, wo gerade der teuflisch gute Cantaro-Zyklus zu Ende ging. Für noch-nie PR-Leser: Die Handlung ist in sogenannte Zyklen unterteilt, die meist hundert Bände umfassen. Jedenfalls dauerte es nicht lange, da stand – ähnlich wie heute – ein Jubiläumsband ins Haus, es erschien nämlich 1990 das Heft mit der Nummer 1500. Also sozusagen der Halbzeitband des Jubiläums von heute.

Zugegeben: Es nimmt mich schon ein bisschen mit. Denn damals war Perry schon knapp dreißig Jahre alt. Das ist ein für einen Zwöfjährigen unvorstellbar langer Zeitraum. Und nun sollen seit diesem Zeitpunkt, an den ich mich doch noch so gut erinnerne, schon wieder dreißig Jahre vergangen sein? Bei dem Gedanken daran erfüllt mich eine tiefe Wehmut, die mich darüber nachdenken lässt, mir schnellstens einen roten Sportwagen und eine jüngere Frau anzuschaffen. Obwohl … mit meiner schwarzen Familienkutsche und den üblicherweise darin beförderten Personen bin ich eigentlich recht glücklich. Ein doppelter Vurguzz heute abend muss also reichen.

Jedenfalls begleiteten mich Perry und seine Freunde über die nächsten Jahre. Ich reiste mit Zeitmaschinen zu den Lemurern und mit den Ennox zur großen Leere. Ganz ähnlich wie in Game of Thrones heutzutage musste ich mich hin und wieder von geliebten Personen verabschieden, wie nach einigen Wochen schon von meinem damaligen Lieblingsmutanten Ras Tschubai und seinem Kumpel Fellmer Lloyd.

Wenn ich mich recht erinnere, erschien Perry Rhodan damals an einem Dienstag und mehr als einmal stand ich an diesem Tag morgens um sechs Uhr vor dem Kiosk um die Ecke, um vor der Schule noch möglichst viel vom neuen Band zu lesen. Oft nahm ich das Heft auch mit in das Gymnasium, um es in der Pause zu lesen, was mir auch schon mal einen Vorwurf des Lehrkörpers einbrachte („So einen Dreck liest du?“). Nun ja, Perry hatte seinen Anteil daran, dass ich mich plötzlich für Zukunftstechnologien begeisterte. Ja, Herr Esser, wegen diesem Dreck habe ich später Raumfahrttechnik und Nukleartechnik studiert. Ja, Frau Sagorski, beides sogar mit Abschluss, obwohl ich das zweitmieseste Abi meiner Jahrgangsstufe hinlegte.

Perry begleitete mich über die nächsten sechs Jahre bis ungefähr zum Abitur 1996. Der letzte Jubiläumsband, den ich gelesen habe, war Heft Nummer 1800. Bald danach kaufte ich mir nur noch sporadisch ein Heft. Warum ich damit aufgehört habe? Die Zeit. Ich habe neben Perry Rhodan schon immer auch – nun ja, wie soll ich sagen – „anspruchsvolle“ SF-Literatur, sprich Bücher, gelesen. Als das Studium begann, war für beides einfach keine Zeit mehr. Ich habe zwar in der Zwischenzeit nochmal den einen oder anderen Silberband oder ein Taschenbuch gelesen, während ich mein Studium abschloss und ins Berufsleben startete, habe aber nie mehr den Anschluss an die Heftromanhandlung geschafft – und dabei verdiene ich inzwischen selbst mein Geld damit, Science-Fiction-Abenteuer zu schreiben.

Wenn ich heute darüber nachdenke, bekomme ich ein schlechtes Gewissen, dass ich meinen Freund Perry so lange im Stich gelassen habe. Welche spannenden Abenteuer hat er in der Zwischenzeit ohne mich erlebt? Welche fantastischen Welten hat er ohne mich besucht? Leben Gucky, Bully, Alaska und ES eigentlich noch? Wie ist es Terra in der Zwischenzeit ergangen? Vielleicht ist Band 3000 für mich eine gute Gelegenheit, doch mal wieder etwas mehr Zeit mit meinem Freund Perry zu verbringen, an den ich mich doch so gerne zurückerinnere.

PS: Der am 27.2. erscheinende Roman über die Vorgeschichte Perry Rhodans von Andreas Eschbach ist natürlich ein absoluter Pflichtkauf.

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6 Kommentare

  1. Eine sehr schöne PR-Geschichte, die ich mehr als nachfühlen kann, war es bei mir doch genauso. Ohne PR wäre ich nie ein begeisterter SF-Leser geworden. Hättest du nicht Lust, mal als Autor ins Perryversum einzutauchen ? Ein Hard-SF-Autor würde dem Autorenteam mehr als guttun, aber auch Perry braucht einen Autoren wie dich :=)

  2. Sehr nett geschrieben, ich kann dem nur zustimmen. Habe auch als Kind/Jugendlicher hefteweise PR gelesen, dazu kam dann noch im TV (anfangs noch bei uns in schwarz-weiss) Das Blaue Palais und natürlich Raumschiff Enterprise.

  3. Spannend geschrieben – wirklichkeitsnah nah vor allem „die Technologie schreitet schneller voran, als unser materialistisch orientierter Geist folgen kann-“ ich hoffe nicht dass wir denselben Weg gehen.

    Sg Roland

  4. Oh ja ,auch ich habe Perry Rhodan inhaliert. Bin aber schon etwas älter,Geb. 1955. Ein Klassenkamerad hat es auch gelesen und da wir beide ein recht schmales Taschengeld bekamen, sind wir zu der Übereinkunft gekommen uns die Hefte zu teilen. Jeden Dienstag kaufte einer das Heft, durfte es zuerst lesen und gab es dann dem anderen. So konnten wir beide unserer Begeisterung für ferne Welten und Abenteuer nachkommen und haben Geld gespart.

  5. Ich bin mit „Sternenozean“ relativ spät bei Perry Rhodan eingestiegen und das nicht mal zum Start vom Zyklus. Meine absolutes Lieblingsheft war „Motoklon Hundertneun“. Was ich an Rhodan so faszinierend fand ist, dass man mittendrin einsteigen kann und relativ gut reinkommt nach ein Paar Heften. Es ist aber zeitlich für mich sehr herausfordern gewesen mitzuhalten. Ich hatte mit „Stardust“ einen Restart gehabt, musste dann aber wieder aus zeitlichen Gründen aufhören.

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